Trauma und Traumafolgestörungen
Unter traumatischen Erfahrungen versteht man persönliche Erfahrungen, die so belastend und gravierend sind, dass sie aus eigener Kraft nicht verarbeitet werden können. Das können extreme EINMALERLEBNISSE sein (Naturkatastrophen, Gewalterfahrungen, sexualisierte Gewalt, Unfälle, extrem erlebte Verluste, Trennungen, Todesangst, medizinische Diagnosen und vieles mehr) oder extrem belastende Erfahrungen, die sich CHRONISCH ÜBER LANGE ZEITRÄUME (meist in Kindheit und Jugend, aber nicht ausschließlich) hinziehen (Vernachlässigung, fortdauernde Gewalt, sexuelle Ausbeutung, Herzenskälte, Verrat, Demütigung, emotionale Gewalterfahrungen, extremes Kontrolliertwerden etc.).
Bis zu einer gewissen Intensität solcher Elementarereignisse (und langdauernden traumatischen Belastungen) können die Erfahrungen INTEGRIERT werden – das heißt, wir schaffen es nach einiger Zeit, das Geschehen als VERGANGEN zu erleben, und etwas in uns weiß, dass das UNS passiert ist. Dann kehrt wieder Ruhe in uns ein, auch wenn die Erinnerungen nicht angenehm sind.
Wenn das nicht gelingt, gibt es verschiedene Folgen:
Posttraumatische Belastungsstörungen (etwa nach einem Überfall: flash backs (Bilder des Geschehens, die wiederkehren), emotionale Taubheit, Vermeiden kontextuell ähnlicher Situationen, extreme innere Unruhe. In der Folge ausgeprägte Angststörungen oder Depressionen, und – wenn unbehandelt – zuletzt totaler sozialer Rückzug.
Persönlichkeitsveränderungen: extreme Stimmungsschwankungen, Schwierigkeiten Beziehungen zu gestalten und zu leben, Persönlichkeitsstörungen, Sucht, selbstverletzendes Verhalten, Schwanken zwischen Idealisierung und Wut und Hass.
„Ich bin Viele“– ein Versuch der Seele, das erfahrene unaushaltbare Leiden im Alltag zu verkraften, indem Gefühle, Wut, Hass, Angst, Todesangst, Ohnmacht in eigene Persönlichkeitsanteile geschoben werden, die abgespalten sind, aber immer wieder „mitreden“. Dieser Versuch der Seele, unaushaltbares Leiden im Alltag aushaltbar zu machen, trifft die Überlebenden schlimmer Erfahrungen – extreme Gewalt, Folter, sexualisierte Gewalt, und erlittenes Leid vor allem in jungen Jahren oder über lange Zeiträume.
Die Eckpfeiler sind Stablilisierung, Traumaexposition, Traumaintegration und Zukunftsorientierung. Behutsamkeit in der Arbeit mit traumatisierten KlientInnen, Anleitung zu Beruhigung und Erfahrungen von mehr Stabilität sind oberstes Gebot.